Text: Gustav Hofmann, Fotos: Oliver Stöhr  (04.05.2014)

 

Ein Misthaufen in Nussdorf-Debant lässt derzeit die Osttiroler Ornithologenherzen höher schlagen! (beziehungswiese was sich auf und um diesen Haufen bewegte). Unter einer Vielfalt an Durchzüglern (Baumpieper, Schafstelze, Steinschmätzer, Garten-, Hausrotschwanz) sind im Moment 3 Ortolane und 2 Rotkehlpieper die absoluten Highlights. Obwohl nur der Ortolan nachts zieht, blieben beide diesem besagten Misthaufen, trotz Belästigung eines Turmfalken und mancher Objektive und Spektive, zur Freude aller herbeigeeilten Beobachter den ganzen Tag treu. Beide Vogelarten sind Langstreckenzieher, welche in Osttirol wahrscheinlich alljährlich Ende April bis Mitte Mai beobachtet werden können.

Der Ortolan (Emberiza hortulana) aus der Familie der Ammern hat noch vor 60 Jahren im Lienzer Becken gebrütet. Er zählt zu den seltensten und gefährdetsten Brutvögeln Österreichs. Gegenwärtig besteht wahrscheinlich nur mehr ein winziges Vorkommen in N-Tirol. Ein Erlöschen auch dieser Population ist aber für die weitere Zukunft anzunehmen. Diese drastischen Bestandsrückgänge in Mittel- und Osteuropa sind v.a. auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen. Sein weites Verbreitungsgebiet reicht von Europa bis in die Steppengebiete Mittelasiens. Allerdings überall nur in geringer Dichte. Er überwintert im zentralen Afrika und Mittleren Osten. Als wärmeliebender Bodenbrüter benötigt er neben einer ausreichenden Zahl an Bäumen (Singwarte, Nahrungsquelle) eine kleinräumige Struktur mit an hoher Vegetation (Nistplatz) bedeckten und offenen oder schütter bewachsenen Böden (Nahrung). Bei Ankunft im Brutgebiet zunächst rein vegetabilisch wechselt er rasch auf Insektennahrung, mit Vorliebe Heuschrecken. In Österreich besiedelt er ein klimatisch begünstigtes Gebiet mit Obstbaumbeständen in Waldrandnähe. Seine genetisch nächsten Verwandten sind fast ausschließlich in Asien zu finden. Nur den Grauortolan kann man noch in Europa beobachten. In Griechenland (Urlaubstipp! in Küstennähe einfach zu beobachten) kommen beide im gleichen Gebiet vor, allerdings ist dort der Grauortolan wesentlich häufiger.


Portrait des Ortolan

Der Rotkehlpieper (Anthus cervinus) aus der Familie der Stelzenverwandten (genetisch sehr nahe mit dem Wiesenpieper verwandt) ist ein häufiger Bodenbrüter der europäischen und asiatischen subarktischen Tundra. Er überwintert in Zentralafrika und SO Asien. Im Überwinterungsgebiet und am Zug sucht er gerne die Gesellschaft von Schafstelzen und Wiesenpieper. Der Rotkehlpieper ist vorwiegend Insektenfresser. Durch seine Vorliebe für eine eher horizontale Haltung und sein Schwanzwippen ist seine Verwandtschaft mit den Stelzen zu erkennen.


Rotkehlpieper auf einem Misthaufen in Nussdorf-Debant

Und was flog neben Ortolan und Rotkehlpieper sonst noch vor die Kamera?


Steinschmätzer


Garten-Rotschwanz