Text & Fotos: Oliver Stöhr (15.08.2014)

Am Nachmittag des 10.08.2014 wurde ich, auf meiner Terrasse chillend, durch ein ungewohnt lautes Vogelgeschrei in der Nachbarschaft auf einen Vogel aufmerksam, der kurzer Hand in raschem Flug in einer Baumgruppe verschwand. Ich registrierte noch, dass es sich um einen Vogel mit blauem Gefieder handelte, konnte aber keine Bestimmung des Vogels vornehmen. Zwei Stunden später gegen 18.00 Uhr hörte ich erneut den Vogel in unmittelbarer Umgebung, ich holte meine Kamera mit einem 400mm Objektiv und bemerkte, dass sich ein blauer Vogel auf einer Tanne in rund 12 m Höhe frei sitzend befand. Ich machte ein paar Fotos und nach wenigen Minuten verließ der Vogel in raschem Flug den Ort des Geschehens.

Nachdem ich die angefertigten Bilder mit Fotos aus dem Internet verglich, war klar: Ich hatte kurioserweise in der Debant einen Papagei der Afrotropis vor die Linse bekommen und zwar ein sogenanntes "Schwarzköpfchen" (Agapornis personatus)! Es handelt sich dabei um eine Art aus der Gattung der "Unzertrennlichen": Dieser Name rührt von der sehr starken Paarbindung her, die normalerweise ein Leben lang andauert. Ihr extremes Paarverhalten (Kuscheln, Pflegen usw.) hat diesen Vögeln auch den Namen „Liebesvögel“ (engl. lovebirds) eingebracht. Normalerweise weist das Körpergefieder eine grüne Grundfärbung auf, das Gesicht und die Krone ist braun bis schwarz. Es gibt jedoch eine Reihe an Farbabweichungen, die auch auf Züchtungen zurückgehen, da diese Vögel nicht selten auch in Gefangenschaft gehalten werden. In Europa zählen die Schwarzköpfchen sogar zu den am häufigsten gehaltenen Agapornis-Arten.

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Schwarzköpfchens erstreckt sich von Tansania über das südwestliche Sambesi bis ins südwestliche Kenia. Die Vögel bewohnen dort Grassteppen mit vereinzeltem Baumbestand, man findet sie in Höhen von 1100 bis 1800 m. In Mitteleuropa gibt es bereits einzelne Meldungen, wonach diese Art in freier Wildbahn gesichtet wurden und möglicherweise künftig Neubürger (Neozoen) darstellen könnten. Weitere Papagei-Verwandte wie Halsbandsittich (Psittacula krameri) und Mönchssittich (Myopsittia monachus) sind ja bereits in Österreich und zwar aus Wien und Innsbruck in Parks als freifliegende Gefangenschaftsflüchtlinge bekannt. Sehr wahrscheinlich handelte es sich auch bei dem Schwarzköpfchen in der Debant um einen Vogel, der ursprünglich einem unachtsamen "Vogelliebhaber" aus dem Käfig entkam.

Seit der verblüffenden Begegnung am letzten Sonntag konnte ich diesen Vogel in der Debanter Umgebung nicht mehr beobachten. Es bleibt zu hoffen, dass er ein gesichertes Zuhause oder zumindest einen Partner findet, damit er seinem Gattungsnamen der "Unzertrennlichen" wieder gerecht wird ...


Freifliegendes Schwarzköpfchen (Zuchtform) auf einer Tanne in der Debant am 10.08.2014.