Text & Fotos: Helmut Deutsch (09.10.2015)

Die mitteleuropäische Fauna ist seit langem gut erforscht. Neuentdeckungen für die Wissenschaft gehören zu den äußerst seltenen Ereignissen und finden entsprechende Beachtung in Fachkreisen und in den Medien. Zuletzt war dies in den 1990er Jahren im Verlauf der Erforschung des Nationalparkes Hohe Tauern der Fall, wo vier Arten von Kleinschmetterlingen von Spezialisten des Tiroler Landesmuseums entdeckt und erstmals beschrieben wurden.

Im Jahr 2015 wurde wieder eine Neuentdeckung gemacht, diesmal in den Südostalpen, von Fundorten aus Osttirol, Südtirol, Friaul und Slowenien aus Aufsammlungen der vorhergegangenen Jahre. Die ca. 12 mm kleine Art gehört zur Familie der Blatttütenmotten (Gracillariidae) und kommt in Osttirol an eng begrenzten Stellen in den Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen vor. Sie wurde kürzlich beschrieben und erhielt den wissenschaftlichen Namen Callisto basistrigella Huemer, Deutsch & Triberti, 2015. Ein deutscher Trivialname wurde nicht vergeben.

Die Raupen leben an den Blättern von alpinen Weiden, wie etwa Glanz-Weide (Salix glabra) und Bäumchen-Weide (Salix waldsteiniana). In deren Nähe kann man die kleinen glitzernden Falter bei Sonnenschein schwärmend beobachten. Die Callisto-Motten kommen in Höhenlagen zwischen 1300 und 2200 m auf Kalkuntergrund vor und bevorzugen wenig bewachsene, steinige Stellen, die mit niedrigen Weidenbüschen bestanden sind. Die neue Art war wohl immer schon da, nur wurde sie bislang übersehen, bzw. verkannt. Genetische Untersuchungen, 2013 vom Tiroler Landesmuseum eingeleitet, haben schließlich den Artstatus bestätigt.

Ein Männchen der neu entdeckten Motte Callisto basistrigella.

Präpariertes Exemplar

Lebensraum des Kleinschmetterlings in den Karnischen Alpen, Leitnertal.