Text: Matthias Gattermayr, Fotos: Jan Salcher (15.02.2015)

Und erneut gelang dies leider nur durch einen Todfund! Hr. Michael Kurz entdeckte letzte Woche in Untertilliach ein offensichtlich beim Überqueren der Bundesstraße getötetes Fischotterweibchen, das, den Spuren im Schnee zufolge, auf dem Weg in Richtung Gail war. Dieser Fund reiht sich an einen letztjährigen Todfund aus der Debant (T. Gradnig, mündl.) und zeigt, dass Osttirol regelmäßig von Fischottern durchwandert wird.

Fischotter (Lutra lutra) zählen zu den Marderartigen und sind sehr gut an die Lebensweise im Wasser angepasst. Durch ihre meist dämmerungs- und nachtaktive Lebensweise sind sie jedoch äußerst schwer zu entdecken. Die Nachweise werden daher meist über indirekte Beobachtungen, wie z.B. Kotfunde oder Spuren gemacht. Fischotter waren in Österreich nie ganz ausgestorben, wurden jedoch v.a. durch intensive Bejagung und Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume (u.a. Flussverbauungen) stark zurückgedrängt. Seit Anfang der 1990er Jahre geht der Bestand in Österreich wieder langsam aufwärts. Von den östlichen Bundesländern ausgehend breitete sich der Fischotter langsam Richtung Westen aus; die Steiermark gilt mittlerweile als vollständig besiedelt (Kranz & Poledník, 2012a), in Kärnten wird der Bestand derzeit auf mindestens 60 Individuen geschätzt (Quelle: orf.at).

Kartierungen aus Osttirol (1994) und Nordtirol (1997) brachten noch keine positiven Nachweise (Jahrl, 1999). Eine im Jahr 2010 erneut durchgeführte tirolweite Untersuchung ist leider nicht öffentlich zugänglich (Kranz & Poledník, 2010). Über eine Studie aus der Schweiz (Kranz & Poledník, 2012) erfährt man jedoch, dass die Osttiroler Drau im Pustertal zumindest zum Zeitpunkt der Kartierungen besiedelt war, ein sehr hoch gelegener Nachweis stammt auch aus dem Villgratenbach. Aus dem Einzugsbereich des Inn in Nordtirol wurde im Rahmen der Studie 2010 kein Nachweis erbracht. Aus heutiger Sicht scheint es, dass die Verbreitung des Fischotters in Tirol (derzeit) wohl auf Osttirol beschränkt ist. Der neuerliche Fund aus Osttirol scheint diese Vermutung auch zu bestätigen.

Leider handelte es sich erneut um ein Verkehrsopfer, doch es ist gut möglich, dass sich im Lesach- oder Pustertal der ein oder andere Fischotter auch länger aufhält. Wenngleich vermutet wird, dass Verluste an Straßen keinen limitierenden Einfluss auf die Fischotter-Population haben (Kranz, A., 2000 i.A. des Umweltbundesamtes), so zählt diese zu der mit Abstand bedeutendsten Todesursache in unseren Breiten.

Obwohl eindeutige, aktuelle Nachweise einer dauerhaften Besiedlung von Osttirol fehlen, deuten die in den letzten Jahren vermehrt aufgetretenen Nachweise darauf hin, dass der Fischotter zumindest regelmäßig das Gebiet durchwandert. Es bleibt daher zu hoffen, dass aus Osttirol in den nächsten Jahren auch ein Lebendnachweis glückt und diese Charakterart naturbelassener, aquatischer Ökosysteme hier einen Platz findet. Um vorprogrammierten Nutzungskonflikten insbesondere mit der Fischerei zuvorzukommen, wäre zum Schutz und der Erhaltung des Wappentieres des Naturschutzbundes eine entsprechende Aufklärung und ein Managementkonzept unerlässlich.

Die NAGO bedankt sich bei Hr. Michael Kurz sowie Hr. Jan Salcher für die Bekanntgabe der Meldung und die Übermittlung der Bilder sehr herzlich!

Rückenansicht des überfahrenen Fischotters

Bauchansicht des überfahrenen Fischotters