Fotos & Text: Oliver Stöhr (30.5.2017)

In diesem Beitrag soll kurz über einen bemerkenswerten Pflanzennachweis berichtet werden, den der Autor vorgestern in den Lienzer Dolomiten im Kerschbaumeralmtal tätigen konnte.

Es handelt sich um die Wiederentdeckung des sehr seltenen Virginien-Rautenfarns (Botrychium virginianum), der im Jahr 1892 - also vor genau 125 Jahren (!) - zum ersten und auch einzigen Male in Osttirol und eben auch im Kerschbaumeralmtal von einem gewissen Herrn Pichler fil. gefunden wurde (vgl. die Angabe in der alten Tirol-Flora von Dalla-Torre & Sarnthein). Die wenigen anderen Angaben aus Tirol sind ebenso älteren Datums, sodass der Fund der Wiederentdeckung für gesamt Tirol entspricht. Die Art ist in ganz Österreich selten und steht als "gefährdet" auf der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen.

Der Standort dieses Farns im Kerschbaumeralmtal ist eine ostexponierte Wegböschung über Karbonatgestein in einem hochmontanen Buchenwald. Es konnten rd. 50 (großteils generative) Individuen gezählt werden; da die Art mehrheitlich aber erst im Austreiben war, könnte eine noch individuenreichere Population vorliegen. In der artenreichen Begleitflora kommt u.a. auch der Frauenschuh vor (siehe Foto). Der Nachweis war übrigens Glückssache, da die Art am Wuchsort zwischen den Individuen des habituell ähnlichen Ruprechtsfarnes (Gymnocarpium robertianum) optisch "untergeht" ...

Habitus des Virginien-Rautenfarnes

Begleitflora des Rautenfarnes, u.a. mit Frauenschuh; vier Individuen dieser seltenen Farnart finden sich in der linken Bildhälfte

Ruprechtsfarn (links) und der habituell ähnliche Virginien-Rautenfarn (rechts)