Text & Fotos: Helmut Deutsch (18.8.2016)

Die konsequente Erforschung der Kleinschmetterlingsfauna bringt, trotz gutem aktellen Kenntnisstand bei den Schmetterlingen, auch in Mitteleuropa immer wieder interessante Überraschungen hervor.

Nach der Neubeschreibung der in den Südostalpen endemischen Blatttütenmotte Callisto basistrigella im Jahr 2015 (NAGO, H. Deutsch, 09.10.2015) aus den Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen wurde erneut eine Neuentdeckung in Osttirol gemacht, diesmal aus dem „Lavanter Forchach“, einem trockenen Föhrenwald südöstlich des Ortes Lavant. Das für seine vielfältige und schützenswerte Flora und Fauna bekannte Waldstück hat nun neuerdings eines seiner Geheimnisse preisgegeben, nämlich einen bisher unentdeckten Kleinschmetterling aus der Familie der Sackkträgermotten (Coleophoridae). Die neue Art bekam den wissenschaftlichen Namen Coleophora ericarnella Baldizzone 2016 und wurde von dem italienischen Spezialisten Giorgio Baldizzone in diesem Jahr beschrieben. Neben dem Fundort Lavanter Forchach, 650 m gibt es noch weitere Nachweise aus Osttirol, nämlich vom Lavanter Almtal, 1250 m und dem Lavanter Kienbichl, 950 m (leg. H. Deutsch). Darüber hinaus wurde die Art in Norditalien (Südtirol, Trentino, Friaul Julisch Venezien) und Slowenien gefunden.

der neu beschriebenen Blatttütenmotte Coleophora ericarnella aus einer Zucht.

Die Raupen der neuen Art leben an Schneeheide (Erika) Erica carnea, welche in Föhrenwäldern als Bodendeckerpflanze häufig wächst. Früh im Jahr, wenn der Waldboden mit den roten Erika-Blüten überzogen ist, kann man die unscheinbaren, schwarzen Raupensäcke an den Blättern und Blüten der Pflanzen finden (www.lepiforum.de). Nach bisherigen Erkenntnissen gilt die Schneeheide als einzige Raupennahrungspflanze, die Raupen wurden auch nur an dieser Pflanze gefunden. Im "Lavanter Forchach" wurden die Raupensäcke Mitte bis Ende Mai eingetragen und ergaben Mitte bis Ende Juni die Falter. Die 11 - 13 mm kleinen Motten konnten außerdem im Frühsommer in der Nacht zahlreich an den Speziallampen registriert werden.  

Die Raupenköcher sind im Gewirr der Erika-Blätter schwer zu entdecken.