Text & Fotos: Oliver Stöhr (14.8.2016)

Eine kurze private Exkursion in den Raum Nörsach-Tröger Wand (Gem. Nikolsdorf) hat am 13.8.2016 ein paar interessante Beobachtungen von Tier- und Pflanzenarten ergeben.

An erster Stelle ist ein neuerlicher Nachweis der Gemeinen Sichelschrecke (Phaneroptera falcata) anzuführen, die damit zum zweiten Mal für ganz Tirol nachgewiesen wurde. Der Erstfund stammt aus dem Jahr 2011 von einer Magerweide bei Görtschach bei Dölsach (siehe dazu die im Wiss. Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen erschienene Publikation von Oliver Stöhr über einige interessante Heuschreckenfunde aus Osttirol). Nun wurde diese langflügelige Heuschrecke nahe des Nörsacher Steinbruchs in einem hochwüchsigen Wiesensaum in drei Individuen nachgewiesen. Die neuerliche Auffindung der Art deutet darauf hin, dass die Gemeine Sichelschrecke im Bezirk Lienz offenbar bereits weiter verbreitet ist und sich anschickt, ein etabliertes Faunenelement in Osttirol zu werden. In diesem Zusammenhang darf auf ein brandneues Buch über die Heuschreckenfauna Tirols von Armin Landmann hingewiesen werden, das in den letzten Tagen im Berenkamp-Verlag erschienen ist. Es handelt sich um die erste moderne und zahlreich illustrierte Zusammenstellung des aktuellen Kenntnisstandes zur Orthopteren-Fauna Tirols. Das Erscheinen eines umfassenden Werkes über die Heuschrecken Gesamtösterreichs ist dann für Frühjahr 2017 geplant.

Weibchen der Gemeinen Sichelschrecke in Nörsach

Eine weitere erfreuliche Beobachtung, die in den trockenen Föhrenwäldern der Tröger Wand gemacht wurde, betrifft ein jagendes Adulttier einer Gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster bidentata). Diese anspruchsvolle Großlibelle wurde in Osttirol bisher nur sehr selten beobachtet: Die fünf Rezentnachweise der letzten 25 Jahre stammen von Zedlach/Matrei, Oberpeischlach/Kals, Kapaun/Dölsach, Lavanter Berg/Lavant und Kienbichl/Lavant (O. Stöhr, E. Benedikt, H. Deutsch). Ältere Nachweise (vor 1990) liegen nur von Hinterau/Matrei und Leopoldsruhe/Lienz vor.

Gestreifte Quelljungfer - hier aufgenommen am Grabensee in Salzburg.

Bemerkenswert ist auch ein großer Bestand des Murr-Flaum-Hohlzahnes (Galeopsis pubescens ssp. murriana), der auf einer Schlagflur nahe des Nörsacher Steinbruchs angetroffen wurde. Dieser Lippenblütler blüht weiß oder gelb und unterscheidet sich so gegenüber dem purpurrot blühenden Gewöhnlichen Flaum-Hohlzahn (Galeopsis pubescens ssp. pubescens). Obwohl Nachweise dieser Pflanze in der botanischen Literatur über Tirol kaum dokumentiert sind, dürfte der Murr-Flaum-Hohlzahn doch weiter in Osttirol verbreitet sein, da er von O. Stöhr auch am 14.8.2016 am Nussdorfer Berg in einer Schlagflur gesichtet wurde. An beiden Stellen tritt er zusammen mit der ssp. pubescens auf, sodass er taxonomisch eher als Varietät denn als Unterart einzustufen ist.

Murr-Flaum-Hohlzahn in Nörsach

Weitere Exkursionsbeobachtungen aus Nörsach betrafen schließlich noch den Großen Schillerfalter (Apatura iris), den Kleinen Eisvogel (Limentis camilla) sowie mehrere Individuen des im Anhang II der FFH-Richtlinie gelisteten Russischen Bäres (Callimorpha quadripunctaria), der derzeit auf Wasserdost (Eupatorium cannabinum) saugend zu beobachten ist (siehe Vorschaubild).