Text: Susanne Gewolf; Fotos: Susanne Gewolf & Oliver Stöhr  (11.08.2014)

In Osttirol wächst an einer Stelle in Lavant eine ganz außergewöhnliche Orchidee, der Blattlose Widerbart (Epipogium aphyllum), auch Ohnblatt genannt. In diesen zwei Deutschen Namen steckt schon eine Besonderheit dieser Orchidee, nämlich dass diese keine Laubblätter aufweist. Diese Orchidee kann mit Hilfe von Bodenpilzen, die gemeinsam mit ihr leben, abgestorbene organische Bodensubstanzen aufnehmen. Durch diese Lebensweise kann der Blattlose Widerbart frische Laubwälder mit altem Baumbestand besiedeln, in denen in der Krautschicht kaum andere Gefäßpflanzen zu finden sind.


Blühende Individuen des Blattlosen Widerbarts im Buchenlaubwerk, die ährigen Blütenstände weisen hier 2-4 Einzelblüten auf.

Eine weitere Besonderheit findet sich im Bereich des Blütenbaus, denn die Blütenlippe des Blattlosen Widerbartes zeigt in Richtung Himmel. Bei allen anderen in Österreich vorkommenden Orchideen ist die Blüte so gedreht, das das sechste Blütenblatt, welches die Lippe darstellt, zur Erde zeigt.


Detailaufnahme der Blüten des Blattlosen Widerbarts, die Blütenhüllblätter sind gelblichweiß bis rötlich.

Wie alle heimischen Orchideen weist auch der Blattlose Widerbart kleine, leichte Samen auf, die sehr gut durch den Wind ausgebreitet werden. Spannend war eine Beobachtung am Lavanter Standort, dass die Blütenstände des Vorjahres im Juli noch mit Samen gefüllt waren. Somit werden die Samen jeweils erst in der darauf folgenden Vegetationsperiode ausgestreut

In Österreich sind die Lebensräume für den Blattlosen Widerbart bereits rar und so ist diese Orchidee in Österreich selten und wird in der Roten Liste Österreichs als gefährdet geführt. Da die Lebensräume des Blattlosen Widerbarts auch andernorts bereits stark zurückgegangen sind hat der Arbeitskreis Heimischer Orchideen in Deutschland diese Pflanze zur Orchidee des Jahres 2014 gekürt, gerade auch um auf die Gefährdung hinzuweisen.


Der Blattlose Widerbart hier im Lebensraum in Lavant.