Text: Eva Benedikt, Fotos: Helmut Deutsch & Eva Benedikt (28.03.2015)

Der Anblick von Bläulingen auf Blumenwiesen oder in Gruppen auf Wanderwegen an feuchten Stellen zur Mineralienaufnahme sitzend gehört für viele Naturliebhaber einfach zum Sommer. Es gibt viele verschiedene Arten, die sichere Bestimmung dieser Tagfalter ist manchmal auch für Spezialisten nicht einfach.  Beim Insekt des Jahres 2015, dem Silbergrünen Bläuling (Polyommatus coridon) lassen sich die Männchen mit  ihrer typischen, milchig bis silbrig blautürkisen Flügel-Oberseite mit breiten dunklen Rändern auch von Laien gut ansprechen. Die Weibchen sind oberseits meist braun (Geschlechtsdimorphismus) und können leichter verwechselt werden. Auffallend sind bei beiden Geschlechtern die gescheckten Fransen an den Flügelrändern, was sonst nur noch der Himmelblaue Bläuling (Polyommatus bellargus) zeigt.

Das Männchen ist an seinem silbrig-türkisen Blauton gut zu erkennen

Der Silbergrüne Bläuling ist ein typischer Bewohner von blütenreichen, besonnten Magerwiesen und in Osttirol an derartigen Standorten von den Tallagen bis in die Almregionen nicht selten. Von Mitte Juli  an und je nach Höhenlage bis in den Frühherbst hinein können die Tiere beobachtet werden – oft bei der Nektaraufnahme an verschiedenen Blüten, besonders gerne an Flockenblumen und Skabiosen.

Unterseite des Männchens: Vorderflügel hellgrau, Hinterflügel braun

Die Nahrungspflanze der Raupe ist in den meisten Gebieten ausschließlich der Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), in einzelnen Regionen Ostösterreichs und Deutschlands wurde beobachtet, dass auch die Bunte Kronwicke (Coronilla varia) angenommen wird. Das Weibchen legt die Eier im Sommer im Wurzelstockbereich oder in der Umgebung der Nahrungspflanze ab. Die Raupe überwintert fertig entwickelt im Ei und schlüpft im Frühjahr, sobald der Hufeisenklee wieder austreibt. Die plumpe, grüne Raupe mit gelben Längsstreifen verbirgt sich tagsüber unter Steinen und im Moos und kann im Mai und Juni nach Sonnenuntergang an den Blättern der Nahrungspflanze fressend beobachtet werden.

Die wählerische Raupe mag nur Hufeisenklee (Hippocrepis comosa)

Schmetterlinge, die an eine einzige oder wenige Raupennahrungspflanzen gebunden sind, sind sehr empfindlich für Veränderungen des Lebensraums. Sowohl bei Intensivierung der Nutzung der Magerwiesen mit regelmäßiger Düngung als auch beim Auflassen der Mahd mit Verfilzung des Rasens und zunehmender Verbuschung verschwindet der Hufeisenklee sowie die Vielfalt der nektarspendenden Blüten und mit ihnen der Bläuling.
Blütenreiche Magerrasen, vor allem über Kalk, gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa, sowohl die Pflanzen- als auch die Tierwelt betreffend. Unter den Tagfaltern wird der Silbergrüne Bläuling als eine der besten Indikatorarten für die Qualität dieser Habitate angesehen, weil er als eine der ersten Arten bei einer Verschlechterung der Lebensumstände mit Bestandsrückgängen reagiert und dank seiner auffälligen Erscheinung gut nachgewiesen werden kann.

Wo der Silbergrüne Bläuling (Polyommatus coridon) in größeren Mengen fliegt ist die Welt der Magerwiesen in Ordnung!