Text und Foto: Oliver Stöhr  (17.02.2013)

 

Der NAGO-Mitarbeiter Oliver Stöhr staunte nicht schlecht, als er am hellichten Tag zu Mittag und noch dazu mitten im Hochwinter eine fliegende Fledermaus im Stadtgebiet von Lienz beobachten und fotografieren konnte. Die Fledermaus war für rund eine halbe Stunde über der Iselmündung jagend zu beobachten, vermutlich hat es der ansonsten nächtliche Jäger auf einzelne Mücken abgesehen, die bei einer Lufttemperatur von +2°C über der Isel auf und ab schwebten. Fledermäuse verbringen für gewöhnlich die kalte Jahreszeit im Winterschlaf, der etwa von Oktober bis April dauert. Als Winterquartiere kommen feuchte und kühle Habitate wie Höhlen, Stollen oder Keller in Frage.

Mag. Anton Vorauer, Tiroler Fledermausexperte, nahm freundlicherweise zu dieser kuriosen Beobachtung Stellung: "Normal ist so ein Verhalten nicht. Allerdings kann es schon mal vorkommen, dass Fledermäuse im Winter aufgescheucht werden und dann herumfliegen. Manchmal wachen sie auch selbst auf und jagen." Obwohl die Artbestimmung von den angefertigten Fotos nicht ganz klar ist, vermutet Vorauer beim Lienzer Tier eine Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus).

Aus Lienz sind bislang 19 und aus Tirol 24 Fledermausarten bekannt geworden - allesamt stehen sie auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Österreichs und sind nach dem Tiroler Naturschutzgesetz geschützt. Viele Arten sind darüberhinaus auch europaweit aufgrund der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von hoher Naturschutzrelevanz.

 

Jagende Fledermaus über der Isel in Lienz am 17.02.2013; Foto: Oliver Stöhr