Text/Fotos: Helmut Deutsch  (28.03.2013)

 

Die lepidopterologische Forschungstätigkeit im Jahr 2012 kann trotz der nicht immer optimalen Witterungsbedingungen als ausgesprochen erfolgreich bezeichnet werden. Da das  häufige Schlechtwetter im Sommer vor allem im Hochgebirge einige Exkursionen verhinderte, wurden die Aktivitäten auf die Wärmegebiete der sonnseitigen Tallagen konzentriert. Von diesen artenreichen Habitaten stammen auch die meisten Neufunde des vergangenen Jahres.

Im Winter, wenn draußen alles erstarrt ist, verlagert der Naturforscher seine Tätigkeit an den Schreibtisch und bearbeitet die im Sommerhalbjahr zusammen getragenen Belege und Daten. Dabei gilt es, die gesammelten Belegstücke zu präparieren und mit Hilfe von Fachliteratur und im Austausch mit Kollegen korrekt zu bestimmen, bevor sie in die wissenschaftliche Sammlung eingebunden werden. Die exakten Funddaten werden in einer Datenbank gespeichert. Es ist auch die Zeit, Ordnung in die Fotosammlung zu bringen, Bilder nachzubearbeiten, zu beschriften und zu archivieren.

Die nun vorliegenden Ergebnisse haben einige Überraschungen gebracht, die ich hier kurz vorstellen möchte:

2012 wurden im Raum Osttirol insgesamt 105 Exkursionen unternommen, davon 49 Tageskartierungen und 56 nächtliche Leuchtaktionen zur Erfassung von Nachtfaltern. Die erste Exkursion fand am 24. Feber statt, die letzte am 10. November; die Schwerpunkte lagen in den Monaten Mai bis August.

Es konnten während dieser Kartierungen insgesamt 824 Schmetterlingsarten registriert werden, 24 davon waren Erstnachweise für Osttirol. Die meisten von ihnen stammen aus den Wärmegebieten des Lienzer Talbodens und Iseltales zwischen Nörsach und St. Johann i. Walde. Von diesen 24 neuen Arten – alle aus der Gruppe der sog. „Kleinschmetterlinge“ – waren 3 sogar neu für Österreich, also Erstnachweise für das Bundesgebiet. Bei solchen Funden handelt es sich manchmal um mediterrane Faunenelemente, die aus dem südlich angrenzenden Friaul, Veneto oder Südtirol gerade noch nach Osttirol hereinreichen und sich hier an warmen Örtlichkeiten halten können.

Das „Highlight“ des Jahres war ein Nachweis der Yuccamotte Lampronia stangei in den Lienzer Dolomiten – in einem früheren NAGO-Beitrag wurde darüber berichtet. Weiters wurde bei St. Johann i. W. eine stark melanistische (schwarzgrau verdunkelte) Population des Spannerfalters Euphyia adumbraria entdeckt sowie ein österreichweit einzigartiges Vorkommen der auffallend gezeichneten Palpenmotte Eulamprotes ochricapilla.

Diese und ein paar weitere Osttiroler Neufunde werden auf der folgenden Fototafel vorgestellt.

Auswahl aus den 2012 gesammelten Erstnachweisen für Osttirol, die Bemaßung in Klammern ist die Flügelspannweite.