Text: Eva Benedikt, Foto: Josef Kreuzer  (02.03.2013)

 

Am 02.03.2013 bemerkt Josef Kreuzer, Hotelier am Tristacher See bei Lienz, vormittags eine auffallende große Eule am Gelände des Parkhotels, das am Rande des Auwalds eines Wildbachs liegt. Das Tier sieht nicht aus wie ein Uhu, der in diesem Gebiet regelmäßig brütet - Herr Kreuzer holt seine Kamera. Es gelingt ihm ein gutes Foto und damit auch eine ornithologische Sensation: es handelt sich um einen Habichtskauz (Strix uralensis), eine sehr seltene Großeule!

Der Habichtskauz bevorzugt als Lebensraum alte, naturbelassene oder nachhaltig bewirtschaftete Buchenmischwälder mit nahrungsreichen Freiflächen und galt in der Mitte des 20. Jahrhunderts wegen Lebensraumverlustes und illegaler Abschüsse in Österreich als ausgestorben. Aus Osttirol liegen wenige Meldungen vor, die letzte von 1929. 2006 wurde auf der Kärntner Seite des Plöckenpasses ein totes Tier gefunden.
Im Raum Wien/Niederösterreich gibt es seit einigen Jahren ein Wiederansiedelungsprojekt der Med. Vet. Universität Wien. Dessen Leiter Dr. Richard Zink vermutet, dass es sich bei dem Osttiroler Tier aber eher um einen vorjährigen Jungvogel aus den autochthonen Populationen in Norditalien oder Slowenien handelt. 2011 war ein samenreiches Buchenmastjahr mit entsprechend großem Mäuseaufkommen, in der Folge haben sich die großen Eulen auch gut vermehren können. Alttiere sind sehr standorttreu, die Jungvögel suchen nun eigene Reviere. In Osttirol gibt es flächenmäßig nur relativ wenig geeigneten Lebensraum, sodass ein dauerhaftes Vorkommen des Habichtskauzes nicht wahrscheinlich ist.

Quellen: Dieter Moritz, Richard Zink, www.habichtskauz.at