Text & Bild: Oliver Stöhr  (22.09.2013)

 

Herbstzeit ist Pilzzeit - und so ist es nicht verwunderlich, dass nun nach den wechselhaften Tagen auch in Osttirol "Schwammerlklauber" durch die Wälder ziehen und nach Steinpilz, Eierschwammerl, Parasol & Co. Ausschau halten. Dabei bleiben allerdings viele Pilze trotz ihrer Eigenart unbeachtet und auch unerkannt, gibt es doch allein in Österreich über 7.700 Arten!

Einer dieser kaum bekannten, nach der Roten Liste Österreichs auch stark gefährdeten Arten ist die sogenannte Bischofsmütze (Gyromitra infula), eine Art aus der Familie der Lorchelverwandten. Charakteristisches Kennzeichen dieses Pilzes ist der zweilappige, braune Hut, der an die Mitra eines Bischofs erinnert. Laut der Pilzdatenbank Österreichs, die im Internet unter http://austria.mykodata.net/ zu finden ist und eine sehr empfehlenswerte Quelle für Pilzinteressierte darstellt, ist diese auffällige, bis 20 cm hohe Art rezent kaum in Tirol nachgewiesen: Allein aus der Umgebung des Pillersees in Nordtirol ist die Art aktuell bekannt, für Osttirol liegen offenbar weder rezente noch historische Nachweise vor.

Umso bemerkenswerter war daher die jetzige Entdeckung eines Vorkommens der Bischofsmütze im Feuchtgebiet "Brühl" südlich von Matrei, wo drei Fruchtkörper in einem nassen Fichten-Grauerlen-Schlag entdeckt wurden. Der Pilz ist im Allgemeinen als Totholzbewohner in Nadelwäldern bekannt, sein Speisewert gilt als umstritten: die Meldungen reichen von "essbar" bis "giftig" - jedoch ist allein die Seltenheit dieses Pilzes Grund genug, um ihn nicht zu sammeln.


Fruchtkörper der Bischofsmütze in der "Brühl" bei Matrei