Text und Fotos: Helmut Deutsch (31.10.2015)

Kaum ein anderer Nachtschmetterling ist derart von Mythen, Sagen und Aberglauben umgeben wie der Totenkopfschwärmer. Das mag wohl an seiner düsteren Flügelfärbung, der imposanten Erscheinung und vor allem an der einem Totenkopf ähnlichen Zeichnung auf dem Thorax liegen. Die nächtliche Aktivität, die beachtliche Größe und das Auffinden von toten Exemplaren im Inneren der Bienenhäuser taten ein Übriges dazu. Außerdem verbergen sich mythische Geschichten hinter dem wissenschaftlichen Namen des Schwärmers, den der Erstbeschreiber Carl von Linné im Jahr 1758 Acherontia atropos benannt hat. Der Gattungsname Acherontia ist von Acheron, einem der fünf Flüsse der Unterwelt aus der griechischen Mythologie abgeleitet. Atropos, die „Unabwendbare“ war eine zerstörerische Schicksalsgöttin, deren Aufgabe es war, den Lebensfaden zu durchschneiden und die Art des Todes eines Menschen festzulegen (Quelle: Wikipedia, 27.10.2015).

Mehrfach wurde der Totenkopf in Filmszenen für das Böse stilisiert, etwa in „Das Schweigen der Lämmer“ von Thomas Harris.

Mehr wissenschaftliche Aussagekraft hat der Umstand, dass der Nachtfalter tatsächlich in Bienenstöcke eindringt, vom Honig nascht und nicht selten dabei von den Bienen attackiert wird. Immer wieder werden verendete Exemplare von Imkern gefunden. Der Totenkopfschwärmer ist einer der wenigen Schmetterlinge, die Geräusche von sich geben können. Bei Störung wird durch Ansaugen von Luft durch den kurzen Saugrüssel ein gut hörbarer knarrend-piepsender Ton erzeugt. Der Falter ist in Mitteleuropa nicht bodenständig, er zieht alljährlich als Wanderfalter aus Nordafrika und Südeuropa bis weit in den Norden hinauf. Die Raupen leben an vielen verschiedenen Pflanzen, besonders aber an Nachtschattengewächsen und hier wieder bevorzugt an Kartoffelkraut. Als mediterrane Art kann der leistungsfähige Flieger in unseren Breiten nicht überwintern. Er geht mit dem Wintereinbruch zugrunde. Eine Rückwanderung wie bei den Zugvögeln konnte bisher nicht eindeutig bewiesen werden. Der Totenkopfschwärmer kommt in den nordafrikanischen Ländern häufig vor, in Ägypten beispielsweise nennt man ihn „Vater des Dorfes“.

Ein aktueller Fund des frisch geschlüpften Männchens, von dem die hier gezeigten Fotos stammen, wurde aus Lavant gemeldet. Frau Johanna Deutsch hat ihn am 12. Oktober 2015 in ihrem Garten untertags am Boden sitzend gefunden. Vielen Dank für die Mitteilung!