Text und Fotos: Helmut Deutsch & Eva Benedikt (23.08.2021)

Wenn der Sommer zur Neige geht und die Abende schon etwas kühler werden, ist das die Zeit der Ordensbänder. Dies sind attraktive Nachtfalter mit einer Länge von 6 bis 8 cm. Die Vorderflügel sind einfarbig rindenartig gezeichnet, wodurch die Falter auf ihren Ruheplätzen - wie Holzstämmen oder Zaunbrettern - perfekt getarnt sind. Öffnen sie die Vorderflügel aber, so werden plötzlich die leuchtend rot, blau oder gelb gefärbten Hinterflügel sichtbar, was den Angreifer verwirren und abschrecken mag. Diese Sekunden genügen, um aufzufliegen, die Flucht zu ergreifen und auf dem nächsten Stamm wieder zu landen und die Flügel zu schließen. Die Ordensbänder sind dafür bekannt, dass sie nur selten Lichtquellen anfliegen, sondern sich besser mit einem vergorenen Marmeladeköder anlocken lassen, den man auf Baumstämmen aufbringt.

   

Die häufigsten unserer Ordensbänder mit rot gefärbten Hinterflügeln sind das Weidenkarmin (links) und das Rote Ordensband (rechts)

Das Blaue Ordensband fliegt meist erst im September.

Diesen Köderplan fassten meine Frau Eva und ich am 20. August und machten uns auf den Weg nach Nörsach, in ein Auwaldstück an der Drau. Dabei wurden wir von einem jungen Mann namens Raphael aus Debant begleitet, der sich in letzter Zeit sehr für die Schmetterlingskunde interessiert. Ihm gelang es letztlich auch, ein Schwarzes Ordensband, Mormo maura zu erbeuten, das wir in Osttirol bisher vergeblich gesucht hatten und das somit einen Erstfund für die Osttiroler Schmetterlingsfauna darstellt.

Die in der Abenddämmerung aufgebrachten Köderanstriche an den Baumstämmen zeigten auch bald Wirkung. Gleich nach Einbruch der Dunkelheit versammelten sich schon mehrere Ordensbänder, um an der alkoholischen „Spezialmarmelade“ zu naschen. Jene mit roten Hinterflügeln (Weidenkarmin, Catocala electa und Rotes Ordensband, Catocala nupta) waren in Anzahl vertreten, aber auch ein perfektes Exemplar vom Blauen Ordensband, Catocala fraxini, stellte sich ein. Eine halbe Stunde später beim zweiten Rundgang kamen noch einige andere Eulenfalter dazu und das lang gesuchte Schwarze Ordensband. Dieses Exemplar musste natürlich – als Beleg für den Erstfund – gefangen werden und wird seinen Platz künftig in den Naturkundlichen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums in Hall finden.

      

Das Schwarze Ordensband (links) und die Striemen-Rindeneule (rechts) wurden heuer erstmals gefunden und stellen Neufunde für Osttirol dar.

Gleichzeitig wurde im feuchten Auwald eine Speziallampe zum Anlocken von Nachfaltern aufgestellt, an der schließlich eine weitere interessante Spezies eintraf. Es war der bisher für Osttirol unbekannte Eulenfalter Striemen-Rindeneule, Acronicta strigosa, eine zusätzliche Bereicherung für die heimische Schmetterlingsfauna. Unsere kleine Forschungsexkursion war also ein voller Erfolg: gleich zwei Neufunde an einem Tag, das konnte sich sehen lassen, damit waren wir zufrieden – obwohl allein die wunderbare nächtliche Stimmung an der Drau bei fast vollem Mond schon ein Erlebnis für sich war.