Text & Fotos: Oliver Stöhr (26.8.2018)

Unverhofft kommt manchmal oft - so auch geschehen am Samstag, den 18.8.2018, als der Berichterstatter nach einem frühmorgendlichen Einkauf beim hiesigen Bäcker ein ziemlich großes, schwärzlich gefärbtes Nagetier in einer Wohnanlage in Alt-Debant (Gem. Nussdorf-Debant) zu Gesicht bekam. Bereits an Ort und Stelle kam der Gedanke auf, dass es sich bei dieser Begegnung um eine Ratte handeln könnte. Dieser Verdacht konnte später, nachdem noch einige Fotos des gar nicht so scheuen Tieres anferfertigt wurden, bestätigt werden: Es handelte sich um die Hausratte (Rattus rattus), die sich von der ähnlichen Wanderratte (Rattus norvegicus) unter anderem durch die größeren Augen, die größeren Ohren, eine spitzere Schnautze und einen schmäleren Körper unterscheidet. Auch der Schwanz dieser Art ist im Gegensatz zu jenem der Wanderratte so lang oder länger als der Körper.

Portrait der Hausratte in Debant, 18.8.2018.

Hausratte in Debant, 18.8.2018; deutlich sind die großen Augen, die großen Ohren und eher schmale, nicht gedrungene Körper zu erkennen.

Als Krankheitsüberträger (z.B. früher von Pest) und Schadtier gefürchtet und geächtet, ist die Hausratte auch als "Schiffsratte" bekannt, da sie durch den Transport auf Schiffen weltweit verbreitet wurde. Laut Wikipedia kam die Art ursprünglich als Bewohner von wärmeren Felslandschaften im Himalaya sowie in Süd- und Ostasien vor, passte sich als Kulturfolger dem Leben Menschen an und wurde durch ihn in alle Welt gebracht. Nach Mitteleuropa dürfte die Art offenbar durch die Römer gelangt sein.

Anders als die Wanderratte lebt die Hausratte gerne in Dachböden, wo es warm und trocken ist. In Schüttkästen un anderen Getreidespeichern war die Art füher weit verbreitet. Noch im vorigen Jahrhundert kam die Art in Österreich in den Tieflagen verbreitet vor. Nach dem 2. Weltkrieg gingen die Bestände allerdings drastisch zurück, wofür in erster Linie Klimaverschlechterungen, Änderungen in der Landwirtschaft und in der Vorratshaltung bei Lebensmitteln verantwortlich gemacht wurden.

Heute ist die Hausratte ein in Mitteleuropa selten gewordenes Faunenelement, das vielerorts als gefährdete Art auf der Roten Liste steht. Für Osttirol sind überhaupt nur wenige rezente und subrezente Nachweise dokumentiert: So nennt sie Alois Kofler (1979) von Lienz (1972 und 1978) sowie von Huben (1971). K. Michor (mündl. Mitt.) konnte die Art vor einigen Jahren auch in Nussdorf antreffen. Im benachbarten Kärnten konnte Fikar (2014) noch etliche aktuelle Nachweise in ländlichen Regionen erbringen. Ob sich die sehr wärmeliebende Art durch den Klimawandel bei uns erneut ausbreitet, bleibt anzuwarten ...

Hausratte in Debant, 18.8.2018; der Schwanz ist bei diesem Tier in etwa so lang wie der restliche Körper.