Text: Oliver Stöhr; Fotos: Siegfried Ingruber & Oliver Stöhr (12.08.2018)

Es gibt sie noch - die guten Nachrichten in Zeiten des "Insektensterbens". Dazu gehört auch die Mitteilung von Siegfried Ingruber, welche die NAGO letzte Woche erreicht hat. Herr Ingruber wohnt in Oberlienz und hat bereits im letzten Jahr interessante Libellenvorkommen an seinem Teich in Oberlienz beobachtet. Nun hat er am 05.08.2018 eine aus Osttiroler Sicht sehr bemerkenswerte Libellenart ebendort fotografiert und zwar die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens). Diese überaus ästhetische und unverkennbare Art wurde zuletzt im Jahr 1960 von Alois Kofler in Osttirol (Tristacher Au) gesichtet. Ein zweiter, in der Literatur dokumentierter Nachweis ist sogar noch älter und datiert aus dem Jahr 1954 (Tassenbach, A. Kofler). Weitere Angaben für die Art aus Osttirol liegen nicht vor. 

Männchen der Gebänderten Prachtlibelle mit breiter blauer Flügelbinde (Name!) und metallisch glänzendem Körper (Fuschler Ache, Salzburg; 2010; fot. O. Stöhr).

Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle bei der Eiablage. Im Gegensatz zum Männchen weist das Weibchen keine Flügelbinden auf und ist metallisch smaragdgrün gefärbt (Fuschler Ache, Salzburg; 2010, fot. O. Stöhr).

Calopteryx splendens zählt wie die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo), die im Talboden um Lienz noch etwas häufiger auftritt, zu den grazilen Prachtlibellen, die aufgrund ihrer metallischen blau-grünen Körperfärbung zu den schönsten Libellen gehören. Beide Arten sind an naturnahe Wiesenbäche gebunden und weichen damit von vielen anderen Libellenarten ab, die mehr die Stillgewässer als Lebensraum benötigen. Zur Jagd können sich die Prachtlibellen allerdings ziemlich weit von den Fließgewässern entfernen. Dies dürfte auch am Teich von Herrn Ingruber der Fall gewesen sein, zumal nur ein männliches Tier beobachtet wurde, das den Teich nach kurzer Zeit wieder verließ. Spannend ist und bliebt, ob die Art in der Nähe des Fundortes einen Bachabschnitt besiedelt und somit auch eine beständige Population in Osttirol vorhanden ist, oder ob es sich beim jetzigen Nachweis nur um ein verflogenes Tier handelt. 

Männchen der Gebänderte Prachtlibelle an einem Teich in Oberlienz (fot. S. Ingruber, 5.8.2018).

Als Charakterart von Tieflandsbächen und -flüssen ist die Gebänderte Prachtlibelle in Österreich hauptsächlich außerhalb der Alpen verbreitet, während im Alpenraum Österreichs nur sehr wenige Vorkommen bekannt sind. In der Roten Liste der Libellen Österreichs wird die Art mit "Gefährdung droht" (NT) eingestuft.

Wir bedanken uns bei Siedfried Ingruber für diese Mitteilung und freuen uns immer, wenn interessante Pflanzen- und Tiernachweise aus der Bevölkerung den Weg zur NAGO finden!