Text: Helmut Deutsch, Fotos: Daniel Zlöbl, Helmut Deutsch (13.8.2018)


Anfang August erhielt ich von einem aufmerksamen Naturbeobachter und langjährigen Bekannten ein Foto eines Bockkäfers zugeschickt, das er am 7. August 2018 in Staniska an der Kalserstraße aufgenommen hat. Leider hatte der seine Digitalkamera nicht dabei, sodass er sich mit einem Handyfoto behelfen musste. Bei dem ca. 3,5 cm langen Käfer handelt es sich um den Moschusbock (Aromia moschata), der in Osttirol bisher wenig nachgewiesen wurde. Wir danken Daniel Zlöbl für die Meldung und das Foto.

Laut den Sammlungsbeständen und Aufzeichnungen des Tiroler Landesmuseums existieren nur 3 Belege aus unserem Bezirk: zwei historische aus Lienz und Lavant, ohne weitere Angaben und 1 Exemplar mit Fundort St. Johann i. Walde, 6. 8. 1971 (leg. A. Kofler). Danke an Manfred Kahlen (TLMF, Innsbruck) für seine bereitwillige Hilfe bei den Recherchen.

Somit ist dieser aktuelle Fund an der Kalserstraße eine Wiederentdeckung dieses prächtigen Bockkäfers nach 47 Jahren!

Foto 1: Aromia moschata ♂: Kalsertal, Staniska, 7.8.2018; Foto: D. Zlöbl

Die Larven des Moschusbocks leben in Stämmen und Ästen von Weiden und anderen Weichhölzern wie Pappeln oder Erlen; bevorzugt werden alte, brüchige Bäume. Sie bohren Gänge in das Holz und benötigen für ihre Entwicklung zwei bis drei Jahre. Als Lebensraum werden besonders Weichholz-Auwälder mit hohem Totholzanteil bevorzugt. Die frühere Bewirtschaftung und Pflege von Kopfweiden ist dieser Art sehr entgegengekommen. Der Moschusbock fühlt sich in Wäldern wohl, die nicht zu penibel aufgeräumt sind und wo ausreichend Totholz vorhanden ist. Die Käfer kann man im Spätsommer an Waldrändern antreffen, sie besuchen gern die Blüten von verschiedenen hochwüchsigen Doldenblütlern (Apiaceae).

 Aromia moschata, Kopula: Val Resia, Friaul, 27.7.2003; leg., coll. & phot.: H. Deutsch