Text & Fotos: Oliver Stöhr (2.6.2016)

Die rezente Libellenfauna von Osttirol ist um eine Art reicher: Am 28. Mai 2016 wurde am Bahndamm in der Peggetz (Lienz) von Oliver Stöhr ein Exemplar einer rotgefärbten Heidelibelle fotografiert, die sich nach Abgleich mit den Angaben in der Fachliteratur als Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii) herausstellte. Es handelt sich um die erste Bestätigung dieser südlichen Art seit dem Jahr 1964. Aus diesem Jahr stammt der Erstnachweis aus Osttirol - er wurde von Alois Kofler in der Hinterau bei Matrei erbracht. Insgesamt liegen damit erst zwei sichere Angaben für diese Heidelibelle aus dem Bezirk Lienz vor.

 

Fotonachweis der Frühen Heidelibelle vom Bahndamm in der Peggetz. Obwohl die Bildqualität aufgrund von starken Windböhen äußerst eingeschränkt ist, sind die Bestimmungsmerkmale gut erkennbar.


Die Frühe Heidelibelle ist eine von mehreren Libellenarten der Gattung Sympetrum, bei denen der Körper der Männchen rot gefärbt ist. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine vergleichsweise früh im Jahr fliegende Libelle - die meisten Heidelibellen fliegen deutlich später und sind gewöhnlich Spätsommer- bis Herbsttiere. Wichtige Bestimmungsmerkmale der Männchen von Sympetrum fonscolombii sind blaugraue Augenunterseiten, gelb-schwarz gestreifte Beine, deutliche und relativ große gelb-orange Flecken an den Flügelbasen, rötliche Vorderflügeladern und ein gelbliches Flügelmal an den Flügelspitzen, das von schwarzen Rändern gesäumt wird. 

Das Hauptverbreitungsgebiet der Frühen Heidelibelle liegt in Europa im Mittelmeerraum. Für Österreich wird sie als "Invasionsart" beschrieben, die nur an wenigen Fundorten bodenständige Populationen ausbilden kann. In Tirol sind nur relativ wenige Nachweise in den letzten Jahren dokumentiert, die sich überwiegend auf das Inntal, die Imster Umgebung und das Lechtal beschränken. Aus dem angrenzenden Oberkärnten ist bislang nur ein aktueller Nachweis bekannt (Obergottesfeld im Drautal). 

Im Vergleich zu anderen Sympetrum-Arten ist die Frühe Heidelibelle relativ scheu. Zudem sind die Tiere bei uns meist nicht ortstreu, sondern streifen weit umher. Wie auch für Kärnten angenommen, dürften die beiden Nachweise aus Osttirol auf aus dem Süden eingeflogene Individuen basieren. Ob sich die Art an einem Gewässer in Osttirol reproduzieren kann, bleibt abzuwarten.

Nachfolgend noch ein paar fotografisch bessere Aufnahmen zur Frühen Heidelibelle aus dem Pinzgau (Salzburg):

Sitzendes Männchen der Frühen Heidelibelle

 

Vorderansicht von Sympetrum fonscolombii

 

Die Frühe Heidelibelle lässt sich meist an Sitzwarten nieder, wie hier an einem Gewässer mit Lichtreflexen (lens flares).