Text: Martin Weinländer; Fotos: Martin Weinländer & Oliver Stöhr  (01.04.2014)

Frühlingszeit ist Amphibienzeit. Je nach Höhenlage und Witterung werden im Frühjahr von den 20 Amphibienarten Österreichs zu verschiedenen Zeitpunkten Wanderungen zu passenden Laichgewässern unternommen. Während die Frühlaicher Gras- und Springfrosch sowie die Erdkröte vielerorts bereits abgelaicht haben, beginnen andere Arten, wie die Gelbbauchunke Bombina variegata ("Lurch des Jahres 2014") erst aktiv zu werden und in den nächsten Wochen ihre Laichgewässer aufzusuchen.

Ein auffälliges Erkennungsmerkmal dieser Amphibienart ist die herzförmige Pupille sowie zahlreiche kleine Warzen mit winzigen schwarzen Hornstacheln auf dem graubraunen, lehmgelben oder olivgrünen Rücken. Der Bauch der Gelbbauchunke ist hell- bis dunkelgrau mit charakteristischen hellen, gelben Flecken, die mit den Bauch- bzw. Brustflecken verbunden sind. Die markante Färbung ist vor allem beim Abwehrreflex (Kahnstellung) sichtbar. Während der Fortpflanzungszeit (Ende April bis Mitte August) erzeugen die Männchen mit ihrer Schallblase ein dumpfes "uh... uh... uh", das mit einer Frequenz von meist mehr als 40-mal in der Minute ertönt.


Die Rückenseite der Gelbbauchunke ist ocker-erdfarben, sie ist so farblich ihren oft schlammreichen Lebensräumen angepasst.


Bei Gefahr nehmen Gelbbauchunken zumeist eine Schreckhaltung (Kahnstellung) ein und zeigen dann ihre gelb-schwarzen Bauchseiten.

Die tag- und nachtaktive Gelbbauchunke ist mit bis zu 4,5 cm ein relativ kleiner Froschlurch des Berg- und Hügellandes, der in Höhenlagen von bis zu 1900 m Seehöhe vorkommen kann. Der optimale Lebensraum besteht aus gut vernetzten, feuchten und trockenen Lebensräumen, wie sie im Überflutungsbereich von Flusslandschaften zu finden sind. Da diese Habitate europaweit selten geworden sind, ist die Gelbbauchunke als typischer Erstbesiedler zunehmend auf vom Menschen geschaffene Kleingewässer, wie beispielsweise Traktorspuren, Tümpel und Lacken, angewiesen.

Die Landlebensräume bzw. Winterquartiere der Gelbbauchunke befinden sich oft am Waldrand mit angrenzenden Ruderalfluren, Feuchtwiesen, Laub-Nadel-Mischwäldern, Laubwäldern, vegetationsfreien Standorten, Grünland und teilweise sogar Agrarland. Die Gelbbauchunke wird jedoch meist in oder unmittelbar an sonnenexponierten Gewässern nachgewiesen, wo sie am Grund der Gewässer oder nahe den Gewässern im lockeren Bodensubstrat überwintert. Besonders Jungtiere zeigen ein ausgeprägtes Wanderverhalten, wobei Strecken von wenigen Metern bis 1,5 km (maximal 4 km) zurückgelegt werden.


Der Gelbbauchunke genügen kleinste Fortpflanzungslebenräume wie temporäre Weglachen auf wenig befahrenen Forststraßen.


In der "Brühl" bei Matrei findet die Gelbbauchunke optimale Lebensräume vor.

In Österreich kommt die Gelbbauchunke in allen Bundesländern vor, wobei das Berg- und Hügelland (200 bis 800 m Seehöhe) bevorzugt besiedelt wird. In Tirol findet man die Gelbbauchunke entlang des Inntales bis nach Imst (Gurgltal) sowie entlang des Drau-, Isel-, Virgen- und Tiroler Gailtales. In Osttirol findet man noch in den Feuchtbereichen der Brühl eine lokal große und gesunde Population, aber auch am Frauenbach sowie an der Isel bei Oberlienz ist die Art regelmäßig anzutreffen.

Vielerorts gehen die Bestände der Gelbbauchunke jedoch stark zurück, wobei Lebensraumverlust als Hauptgefährdungsursache zu nennen ist. In der Roten Liste gefährdeter Tiere Österreichs gilt die Gelbbauchunke daher als gefährdet und unterliegt durch nationale (Artenschutzverordnungen der Länder) und internationale (Europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) Gesetze einem strengen Schutz.


Mini-Gelbbauchunke mit schon erkennbaren gelben Fußunterseiten.


Adulttier in Frontalansicht mit erkennbaren herzförmigen Pupillen und Nasenlöchern.